Der Robotereinsatz an Spritzgießmaschinen zählt heute zu den Standardanwendungen. Dass Sechsachser dabei aber weit mehr beherrschen als bloße Teileentnahme, unterstreicht eine interessante Applikation. In einer modular konzipierten Zelle der Automationsfirma BDG wird eine Kunststoff-Komponente für einen Prozessantrieb gespritzt und voll automatisiert unter Roboterregie montiert.
Nur die Teileentnahme an der Spritzgießmaschine zu automatisieren, war dem Kunden zu wenig. Wenn schon ein Roboter eingesetzt wird, sollte dieser auch weiterführende Montageschritte übernehmen beziehungsweise unterstützen.
Entscheidend für die Konzeption der Anlage war ein hohes Maß an Flexibilität. Immerhin müssen auf der robotergestützten Zelle sechs unterschiedliche Deckel-Varianten, die sich in Durchmesser und Material unterscheiden, zu montieren sein. Um möglichst kurze Taktzeiten und einen insgesamt hohen Output zu erreichen, bedarf es einer entsprechend hohen Rüstflexibilität. Außerdem endet beim Kunden der Einsatz einer Montageanlage nicht automatisch mit dem Lebenszyklus des darauf gefertigten Produktes – im Gegenteil: Man strebt nach einem Höchstmaß an Wiederverwendbarkeit. Im Idealfall soll die Anlage durch Austausch bestimmter Prozessmodule in kürzester Zeit auf ein neues Produkt umzurüsten sein.
Die Anlage ist komplett prozessmodular aufgebaut und entspricht den Vorstellungen von Flexibilität und Wirtschaftlichkeit in hohem Maße. Die Zuführungen, die Stationen zur Anguss-Entfernung und Absenkung, die Schraubstation, die O-Ring-Einlegestation und letztendlich auch der Stäubli-Roboter – alle Module lassen sich bei Bedarf schnell gegen andere austauschen. So ist man für Produktwechsel bestens gerüstet.
Die Anlage ging im Jahr 2004 planmäßig in Betrieb, der Ablauf sieht heute folgendermaßen aus: Ein sechsachsiger Stäubli-Roboter vom Typ RX 90 entnimmt den gespritzten Deckel-Grundkörper aus der Spritzgießmaschine, fährt damit an eine Station, an der der Anguss abgezwickt wird und legt das Teil dann zum Abkühlen auf einer Ablage ab. Hier greift sich der Roboter ein bereits abgekühltes Teil und übergibt dieses an einen Zweischneider, der den noch verbliebenen Anguss absenkt.
Danach folgt die O-Ring-Montage. Die Bereitstellung der dazu benötigten O-Ringe übernimmt ein Vibrationsförderer. Aufgabe des Roboters ist es, das Spritzgussteil an der Station "O-Ring-Montage" exakt zu positionieren. Die eigentliche Montage des O-Ringes verrichtet ein pneumatisches Handling. Dieser sensible Montageschritt ist sensorisch überwacht, um sicherzustellen, dass jeder Ring richtig eingelegt ist. Anschließend schnappt sich der Roboter wieder den Deckel mit dem eingelegten O-Ring und fährt zur „Schraubstation“. Der Roboter legt das Teil in die Vorrichtung, schwenkt zu den über eine Förderstrecke bereitgestellten Klarsichthauben, greift eine davon und fährt damit zurück zur Schraubstation, wo er die Klarsichthaube über einen Zentrierdorn exakt zum Verschrauben mit dem Spritzgussteil positioniert. Eine pneumatische Schraubstation übernimmt hier die drehmomentüberwachte Verschraubung der beiden Teile. Außerdem sorgt eine taktile Höhenabfrage für hundertprozentige Sicherheit beim Schraubprozess. Die fertig montierten Deckel legt der Roboter auf eine Rutsche, über die sie in ein Behältersystem gelangen.
Zahlreiche sensorische Abfragen überwachen jeden einzelnen Arbeitsschritt und sichern so eine nahezu hundertprozentige Qualitätssicherung. Kommt es an einer Station zu einer Fehlermeldung, weil sich beispielsweise ein Klarsichtdeckel wegen Gewindeproblemen nicht einschrauben lässt, wird der vollautomatische Betrieb der Anlage nicht unterbrochen, sondern das Teil vom Roboter ausgeschleust.
Die Anlage läuft je nach Auftragslage rund um die Uhr bis zu sieben Tage in der Woche. Ernste Probleme oder wiederholte Anlagenstillstände kennt man beim Kunden nicht: Die Verfügbarkeit der Zelle sowie des Stäubli-Roboters liegen bei nahezu 100 Prozent.